Eine Chronik des Vereinsgeschehens
Von Dr. Frank Obermayer
I
Im April 1957 wurden von Jacob Rieck, Max Dreyling, Victor Schustecke, Wolfgang Thuy, Heinrich Naahs, Josef Kohkoviak, Walter Lietz, Matthias Kisgen und Günter Dittmann in der historischen Gaststätte „Ännchen“ der Schützenverein mit dem Namen „Sportschützen Ännchen 1957 Bad Godesberg e.V.“ gegründet.
Das sportliche Schießen begann zunächst mit Luftgewehr in den Räumlichkeiten im „Ännchen“; nach einigen Jahren kam das Schießen mit Kleinkaliber bei Gastvereinen hinzu, mit baldigen Erfolgen durch erste Plätze und Aufstieg in höhere Ligen. Ab den 70er Jahren wurde auch mit Luftpistole geschossen, dann folgte das Kleinkaliberschießen mit der Sportpistole.
Durch neue Mitglieder gestärkt wurde 1960 ein weiterer überdachter Freistand mit zwölf Schießbahnen gebaut. Ganz sicher wäre der Verein heute noch im „Ännchen“, wenn nicht die Sanierung Bad Godesbergs auch dieses Haus betroffen hätte. So wurden die Ännchenschützen schließlich in die Burgstraße 75 einquartiert.
Eine Galerie in einer alten Scheune wurde als Provisorium mit sieben Schießständen und unten ein großen Klubraum umgebaut. Jedoch fiel auch diese Unterkunft weiteren Sanierungsmaßnahmen der Stadt Bonn zum Opfer; das Inventar wurde in einer Notunterkunft untergestellt und mit dem Schießbetrieb in einem Clubhaus war es vorläufig vorbei. Man musste sich außerhalb einmieten, um weiterhin Übungsmöglichkeiten zu haben.
Damals bestand die Verpflichtung der Stadt Bonn, dem Verein ein Grundstück für den Bau eines Vereinshauses zur Verfügung zu stellen. Mit dem Wunsch von Vereinsmitgliedern über ein eigenes Schützenhaus verfügen zu können, gelang es nach langen Bemühungen des Vorstandes, ein 1.000 qm großes Grundstück an der Friesdorfer Straße 244 am 24. März 1972 notariell überschrieben zu bekommen, so dass einem Neubau nichts mehr im Wege stand.
Nachdem die Baugenehmigung erteilt wurde, fand am 1. September 1973 die Grundsteinlegung des Hauses statt; am 5. Juni 1975 genehmigte der Regierungspräsident den Bau von Schießstätten, so dass am 4. Oktober 1975 das Richtfest gefeiert werden konnte. Das Haus wurde von der Planung bis zur Innenarchitektur in gänzlicher Eigenleistung erbracht, ein Optimum an Räumlichkeiten für den Schießsport und die Geselligkeit.
Die offizielle Eröffnung fand am 30. April 1977 statt. Das neue Schützenhaus war mit einem schönem Clubraum mit gastronomischer Ausstattung, Kegelbahn und neuen sanitären Einrichtungen im Rahmen weiterer An- und Umbauten ausgestattet.
Als der Deutsche Schützenbund 1982 die ersten Bundesligawettkämpfe in der Disziplin Luftpistole ausrichtete, nahm eine Mannschaft Sportschützen Ännchen daran teil.
Am 4. April 1982 wurde in der Friesdorfer Straße das 25-jährige Bestehen der Ännchen-Schützen gefeiert, zu dem alle Schützenvereine aus Bad Godesberg und dem Drachenfelser Ländchen eingeladen wurden. Das Jubiläum war Anlass, in Gegenwart von befreundeten Vereinen, des Oberbürgermeisters und Bezirksvorstehers einzelne Schützen für Ihre Verdienste besonders zu ehren. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein schon über 100 Mitglieder.
In den folgenden Jahren wurde auch eine besondere Freundschaft mit einem französischen Schützenverein gepflegt. Die erste Begegnung fand in der Zeit vom 9. bis 13. April 1982 in Pontoise bei Paris statt. Natürlich standen bei den dortigen Schießsportwettkämpfen auch die Ännchen-Schützen auf dem Siegerpodest. Ein Jahr später kam der Pontoiser Schützenverein im Rahmen eines Freundschaftstreffens vom 12. bis 15. Mai 1983 zu einem Besuch nach Bad Godesberg.
Für den Verein waren die kommenden Jahre von der Leistung her die Erfolgreichsten. Die Ännchen-Schützen waren bei den Wettbewerben im Schießen mit der Pistole schon 1982 in der Bundesliga. Es wurden Rekorde geschossen, ob Pistole oder Gewehr, die Schützen stellten den Kreis-, Bezirks- und Landesmeister.
Am 11. April 1987 beging der Schützenverein das 30jährige Stiftungsfest. Das Besondere an diesem Jubiläum war, dass es Getränke und Speisen zu Preisen von 1957 (dem Gründungsjahr) gab.
Der Verein blieb von negativen Ereignissen nicht verschont: Am 9. Juni 1987 vernichtete ein Feuer den Pistolenstand. Eine Vorderladerwaffe von einem Schützen eines Gastvereins setzte beim Training durch einen Funken den ganzen Schießstand in Brand. Das Dach der Kegelbahn wurde teilweise zerstört, der gesamte 25m Schießstand brannte völlig aus, ein enormer Schaden für den Verein.
Nach viel Mühen und durch großen persönlichen Einsatz gelang es, nach Auseinandersetzungen mit Behörden und Versicherungen und der Erfüllung behördlicher Auflagen und Berücksichtigung aller bautechnischen Vorschriften und Regelungen das Haus wieder bei voller Eigenleistung in neuem Glanze erstehen zu lassen. Alle Schießstände wurden überdacht, so dass es keine Probleme mehr mit dem Lärmschutz und den Wetterbedingungen gab.
2006 wurde die erste elektronische Meyton-Anlage für alle 15 Druckluftwaffenschützenstände in Betrieb genommen.
Schließlich konnten die Sportschützen Ännchen in der Zeit vom 02. bis 29. April 2007 ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Dazu wurde eigens eine Festschrift herausgegeben. Im Rahmen dieses Jubiläums fanden eine Ausstellung in der VR-Bank, ein Preisschießen und ein großer Festakt mit zahlreichen Besuchern statt. Inzwischen verfügte der Verein über rund 160 Mitglieder.
In den Folgejahren wurden viele Renovierungen im Vereinshaus notwendig:
Mehrfach wurde die Bedachung überarbeitet und in Stand gesetzt; 2014 wurden die Stahlplatten im Kugelfang des 25m-Standes durch stärkere ersetzt und eine neue Johannsen-Drehscheibenanlage eingebaut; 2016 wurde im Erdgeschoss mit Hilfe der Förderung von Aktion Mensch und finanzieller Unterstützung der Stadt Bonn eine neue behindertengerechte Sanitäranlage eingerichtet.
2017 wurde die Lüftungsanlage auf dem 25m-Standes überarbeitet und auf dem Vereinsdach eine Solaranlage installiert; 2018 wurde die gesamte Beleuchtung durch LED ersetzt; 2020 erfolgte eine Kanalsanierung.
Wegen der Corona-Pandemie waren die Schießstände von Mitte März bis Mitte Mai 2020 geschlossen, danach war nur ein eingeschränkter Schießbetrieb möglich. Von November 2020 bis Mai 2021 war aus den gleichen Gründen jegliches sportliches Schießen untersagt; erst danach konnte der Schießsport unter Einhaltung der aktuellen Hygienebestimmungen wieder ausgeübt werden.
Mit Unterstützung des Förderprogramms Sportstätten 2022 des Landes NRW konnten aber 2021 weitere innovative Maßnahmen umgesetzt werden wie z. B. komplette Erneuerung der elektrischen Anlagen, zusätzliche Dachsanierung, neue Brennwertheizung, Abbau der Kegelbahn und dadurch Schaffung neuer Räumlichkeiten für verschiedene Vereinszwecke, eine völlig neue elektronische Meyton-Anlage für alle 15 Druckluftwaffenstände, davon fünf Stände mit Lichtpunktschießen, weitere Überarbeitung der Lüftungsanlage auf dem 25m-Stand, eine neue Sicherheitseingangstür und modernisierte Schließanlage.
Der Verein verfügte lange Zeit auch über eine Gastronomie, die während der letzten Jahrzehnte von verschiedenen Pächtern bewirtschaftet wurde. Allerdings wurde die Bewirtschaftung im Juli 2020 aufgegeben, so dass der Gastraum wie bisher den Vereinsmitgliedern und Schützengästen zum Aufenthalt dient und Außenstehenden an Wochenenden zwecks Abhaltung gesellschaftlicher Veranstaltungen vermietet werden kann.
So manche bedeutsame Ereignisse und Aktivitäten haben sich im Laufe der Vereinsgeschichte herauskristallisiert wie z. B. das „Brezelschießen“ Anfang Januar jeden Jahres, das traditionelle Ostereierschießen am Gründonnerstag, die Vatertagstour am Himmelfahrtstag, das ASV-Pfingstturnier, die alljährliche Fahrt ins Blaue und das Schützenfest. Nur wenige gesellschaftliche Veranstaltungen dieser Art sind davon bis heute übrig geblieben.
Ein fester Bestandteil war und ist jedes Jahr am 25. Februar der Besuch von Vorstands- und Vereinsmitgliedern am Grab von Ännchen Schumacher auf dem Alten Friedhof in Godesberg zum Gedenken an die Patronin des Vereins.
Unsere Vereinsmitglieder haben sich seit der Gründung des Vereins für den Schießsport nachhaltig eingesetzt und damit Werte geschaffen und Leistungen erbracht. Insgesamt kann der Verein auf ein abwechslungsreiches, aktives und erfolgreiches Vereinsleben zurückblicken und auf Grund der zahlreichen Erfolge im sportlichen Schießen wie auch angesichts der vielen Neuzugänge von Mitgliedern hoffnungsvoll in die Zukunft sehen.
Stand: Januar 2022